Kennen Sie schon… Problembasiertes Lernen?

Problembasiertes Lernen (PBL) ist eine Methode zur Vermittlung von Inhalten, die stark auf die Aktivierung von Studierenden abzielt. Dabei geht es darum, Studierende durch eine hinreichend komplexe Problemstellung dazu zu bringen, selbstständig in Gruppen eine Lösung für das Problem zu finden. Zentrale Aspekte sind die Erstellung einer geeigneten Problemaufgabe und eine strukturierte Bearbeitung in der Gruppe. Die Rolle der Dozierenden verändert sich beim problembasierten Lernen vom Dozieren hin zur Lernbegleitung.

Kurz und präzise wird die Methode in einem Video der Maastricht University beschrieben. Dort basiert ein Großteil des Studiums auf dem Prinzip des problembasierten Lernens.

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Die Problemstellung – authentisch, interdisziplinär, unvollständig

Da das Konzept des problembasierten Lernens aus der Kritik an der Realitätsferne hochschulischer Ausbildung entstanden ist, stellt eine authentische Problemaufgabe die Grundlage für alle weiteren Aktivitäten dar. Wichtig ist vor allem, dass die Problemstellung einen Transfer von theoretischem Wissen in eine authentische berufliche Handlungssituation zulässt. Damit sie sich für die Gruppenarbeit eignet, sollte die Problemaufgabe auch hinreichend komplex sein. Nur so kann das Problem in Unterprobleme aufgeteilt werden, die dann von den einzelnen Gruppenmitgliedern eigenständig bearbeitet werden kann. Indisziplinäre Aufgabenstellungen, bei denen sich Widersprüche und eine unvollständige Informationslage finden lassen, können die Motivation der Studierenden erhöhen, wenn sie aus sich heraus Interesse an der Lösung des Problems entwickeln.

Gruppenprozesse

Das problembasierte Lernen findet in der Gruppe statt. Ziel ist es, die Gruppenmitglieder weitgehend selbstständig arbeiten zu lassen. Das bedeutet auch, dass sie ergründen sollen, wie das gegebene Problem eingegrenzt werden kann und welches Wissen von ihnen zur Lösung erarbeitet werden muss. Zur Unterstützung kann eine Struktur für die Bearbeitung des Problems vorgegeben werden. Das Siebensprung-Modell bietet eine solche Strukturierung.

Siebensprung-Modell
Maastrichter Siebensprung-Modell nach Reich 2003, eigene Darstellung

Alle Schritt werden selbstständig von der Gruppe bearbeitet. Nur das selbstständig Studium findet in Einzelarbeit statt. Gleichzeitig kann der Prozess iterativ sein, das heißt sollte eine Lösung im ersten Durchlauf noch nicht gefunden worden sein, kann die Gruppe den Prozess noch einmal durchlaufen. Diese Arbeit in der Gruppe sollte gut eingeübt werden. Problembasiertes Lernen sollte also nicht nur einmal im Laufe des Studiums durchlaufen werden.

Lernbegleitung statt Frontalunterricht

Die Rolle der Dozierenden ändert sich beim Einsatz von problembasiertem Lernen. Je nach Kompetenzstand der Gruppe können Dozierende zwar eine Strukturierung vorgeben und beispielsweise auf zentrale Aspekte hinweisen. Grundsätzlich sollen Lehrende jedoch möglichst wenig in die Gruppenprozesse eingreifen. Sie werden zum „Guide on the Side„. Daraus ergibt sich eventuell auch, dass sich nicht alle Inhalte für die Umsetzung mit PBL eignen. Dennoch gibt es viele Bereich, in denen PBL für Studierende sehr gewinnbringend ist. Es bereitet sie auf spätere beruflich Kontexte vor, ohne dabei die wissenschaftliche Grundlage außer Acht zu lassen.

Weitere Informationen

Das Portal „Lehre laden“ der Ruhr-Universität in Bochum beschreibt das Konzept des problembasierten Lernens ausführlicher: https://dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/lehreladen/lehrformate-methoden/problemorientiertes-lernen/aktivierung-von-studierenden-durch-problemorientiertes-lernen/

Eine weitere ausführliche Beschreibung mit theoretischer Begründung und konkreten Beispielen hat der Kölner Professor Kersten Reich auf der Website „Medienpool“ erstellt: http://methodenpool.uni-koeln.de/problembased/kurzbeschreibung.html


Kommentar IconEin Modell für die FernUni?

Wir laden Sie ein, in den Kommentaren von Ihren Erfahrungen mit diesem Modell oder Ihren Einschätzungen zur Einsetzbarkeit an der FernUni zu erzählen. Haben Sie mit Ihren Studierenden bereits problembasierte Arbeitsphasen durchgeführt? Könnten Sie sich vorstellen, die Methode in Ihrem Kontext einzusetzen? Ist eine Umsetzung in Ihrem Studiengang überhaupt möglich? Welche Voraussetzungen müssten gegeben sein, damit es klappt? Wir sind neugierig auf Ihre Kommentare!



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