Innovative Projekte in Forschung, Lehre und Infrastruktur – Rückblick auf DINI-Jahrestagung

Projekt „Lehrbetrieb“ als Poster (Foto: FernUniversität)

Bei dem Motto „Innovative Projekte in Forschung, Lehre und Infrastruktur“ sind wir bereits vor einigen Monaten hellhörig geworden, als es bei dem Call for Poster für die DINI-Jahrestagung 2019 darum ging, spannende Projekte zu finden. Wir dachten, das passt, haben uns mit einem Poster zum Projekt Lehrbetrieb beteiligt, wurden angenommen und haben damit an der Tagung teilgenommen.

Bei der DINI handelt es sich um die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V., die sich mit ihren Angeboten vor allem an Mitarbeiter*innen von Hochschulrechen- und Medienzentren sowie Bibliotheken wendet. Dementsprechend breit gefächert war das diesjährige Tagungsprogramm zusammengestellt. Innovationen sollten in ihrer ganzen Vielfältigkeit repräsentiert werden. Mit unserem Poster haben wir neben Trendthemen wie künstliche Intelligenz, Virtual Reality oder Blockchain einen kleinen Anteil innovativer Gegenwart im Bereich Lehre repräsentiert. Im Fokus der Darstellung stehen die drei Entwicklungslinien und unsere Lessons Learned, mit denen wir während der Posterpräsentation in die Diskussion mit anderen Tagungsteilnehmer*innen eingestiegen sind.

„Die Zukunft ist jetzt“ – Keynote von Stefan Borggreve

Stefan Borggreve ist Chief Digital Officer (CDO) bei Hellmann Worldwide Logistics und bot mit seinem Vortrag einen Blick über den Hochschultellerrand hinaus. Sein Job besteht darin, Innovationen in die Firma hineinzubringen und die Transformation anzustoßen. Notwendig wird das, weil sich der Markt immer weiter verschiebt: Start-ups und Kooperationspartner drängen in den Markt, der ursprünglich der Logistik Branche vorbehalten war. Es entsteht ein extremer Druck. Gleichzeitig führen Megatrends wie autonome Fahrzeuge, das Internet der Dinge (z.B. Geofence Tracking) Advanced Analytics und Künstliche Intelligenz oder automatisierte Roboter-Prozesse dazu, dass Märkte aus Billiglohnländern zurückkehren können, da sich die Verteilung von Aufgaben auf Menschen und künstliche Systeme erneut verschiebt. „Die Zeit ist reif dafür, dass wir uns damit beschäftigen.“ Zukünftig ist mit ständigen Veränderungen zu rechnen, wer sich damit nicht auseinandersetzt, wird perspektivisch abgehängt werden.

Man müsse sich daher mit Innovationen beschäftigen und selbst innovativ werden. Das Problem dabei: Innovationen sind so schlecht greifbar und kaum planbar. Stattdessen könne man Räume und eine Kultur schaffen, die Innovationen befördern. Strukturiertes Innovationsmanagement scheint ein Widerspruch in sich zu sein, aber es kann funktionieren, so Borggreve.

Folgende Ansatzpunkte liefert er dafür:

Stay relevant for your customer. Start thinking in cooperation.

Stefan Borggreve über „Die Zukunft ist jetzt“ (Foto: FernUniversität)

Er startet damit das Gedankenexperiment, darüber nachzudenken, womit man seinem Unternehmen am meisten schaden könnte, um schließlich zu dem umgekehrten Ergebnis zu kommen, worin der zukünftige Nutzen liege. Bei mir löst das die Frage aus, was wir tun müssten, um uns als Hochschule zu schaden. Egal, was bei diesem Experiment herauskommt: Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen auch wir uns (in den Hochschulen) bewegen und sollten Mut haben, Neues zu wagen, so das Fazit des CDO.

Ethische Fragen an künstliche Intelligenz – Forschungsergebnisse von Prof. Peter König

Autonome Fahrzeuge als eine Form der künstlichen Intelligenz sind in ihrer Erforschung bereits weit vorangeschritten und die ersten Testfahrten finden auf unseren Straßen statt. Dabei müssen die künstlichen Systeme Entscheidungen treffen, die zwischen einem „kleinerem“ und einem „größeren“ Übel liegen, aber eine Unfallvermeidung beispielsweise nicht ermöglichen. Was oder wer liefert aber die Entscheidungsgrundlage dafür, was in einem solchen Fall „kleiner“ oder größer ist? Prof. Peter König hat in seinem Vortrag hierüber Aufschluss gegeben und ein spannendes Themenfeld skizziert, in dem es einen noch hohen Diskussionsbedarf gibt.

Prof. Peter König über „Ethische Fragen künstlicher intelligenter Systeme am Beispiel von autonomen Fahrzeugen“ (Foto: FernUniversität)

In Virtual Reality Experimenten hat er untersucht, wie Menschen sich entscheiden, wenn sie ausschließlich die Wahl zwischen zwei Fahrbahnen haben und beide Bahnen durch eine unterschiedliche Anzahl von Personen, Tieren oder Gegenständen blockiert werden (vgl. Embodied Trolley Dilemma). Das Ergebnis ist erstaunlich: Menschen entscheiden mit einer sehr hohen Vorhersagbarkeit gleich und folgen dabei klaren Unterscheidungskriterien. Mehrere Menschen sind „mehr Wert“ als nur eine Person, ein Kind wird „höher“ bewertet als ein erwachsener Mensch, etc.

Unser „Bauch“ gibt diesen Ergebnissen recht. Der Ethikrat empfiehlt jedoch, dass jeder Mensch – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Einstellungen, etc. – gleich zu bewerten sei. Rational ebenfalls eine nachvollziehbare Aussage, wie sich an den Untersuchungsergebnissen aber zeigt, ist ein solches Vorgehen wenig menschlich. Und würde künstliche Intelligenz auf dieser Basis agieren, wäre das sicherlich menschlich nicht nachvollziehbar. Andererseits einer künstlichen Intelligenz von Anfang an bestimmte Bewertungsmuster mitzugeben, erscheint ebenso grenzwertig zu sein. „Wir können nicht einerseits nicht diskriminieren und andererseits differenzieren“, so das Fazit von König. Die hier aufgezeigte Diskussion war für mich einer der spannendsten Momente der gesamten Tagung.

Nicht mehr weit von QualityLand entfernt

Vor einiger Zeit habe ich das Buch „QualityLand“ von Kai-Uwe Kling gehört, in dem eine Zukunft inszeniert wird, von der wir den folgenden Beiträgen nach nicht mehr weit entfernt sind. Auf der Tagung folgten weitere Vorträge über Künstliche Intelligenz, deren Standardisierung im E-Learning-Kontext und ihre Beziehung zu Bibliotheken. Neu dabei war für mich, dass es sich bei Büchern, die von Maschinen geschrieben werden, keineswegs mehr um eine Zukunftsvision handelt. Das erste von einer Maschine geschriebene, sinngebende Buch ist bereits am 01.04.2019 beim Springerverlag zum Thema „Lithium-Ion-Batteries“ erschienen. Die Fachcommunity urteilt darüber: „Das Buch ist nützlich.“ Es liefere eine gute Zusammenfassung vorhandener Forschungsergebnisse. Neue Erkenntnisse hingegen könnten darin natürlich nicht enthalten sein. Etwas beruhigend, wie ich finde… Dennoch steckt viel Potential in dieser Möglichkeit.

Außerdem habe ich das Google-Forschungsprojekt „Talk to Books“ kennengelernt. Hierbei handelt es sich um eine künstliche Intelligenz, der „natürliche“ Fragen gestellt werden können und die ihre Antworten aus Büchern heraussucht. Spannendes Experiment für alle Bücherliebhaber*innen.

Es folgten noch einige weitere spannende Impulse aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Blockchain, Textmining, Virtual Reality & Co. Zuviel um sie alle hier wiederzugeben. Auf der DINI-Website wird in den nächsten Tagen die Tagung nachbereitet, so dass dort neben Abstracts auch Aufzeichnungen, Fotos und weiteres zu finden sein werden.



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