Innovative Lehrprojekte – Interview mit Arnd Deckers

Interview Arnd Deckers, Illustration zu Prüfungen am Computer
Illustration: FernUniversität
In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Arnd Deckers hat sich mit der Evaluation eines speziellen Klausur@Home-Formates beschäftigt, dass an der Fakultät für Mathematik und Informatik in der Corona-Pandemie eingeführt wurde.

Wie bist Du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?

Als für die Klausurkampagne des Wintersemesters 2020/2021 entschieden wurde, dass statt der gewohnten und erprobten Präsenzklausuren ein dezentrales Online-Format gefunden werden musste, mussten sich alle mit der Lehre Befassten an der FernUniversität – sollten sie wollen oder nicht – mit einer Neukonzeptionierung ihrer Prüfungen auseinandersetzen. Für die Kurse Numerische Mathematik I (61511) und Gewöhnliche Differentialgleichungen (61212) des Lehrgebiets Numerische Mathematik an der Fakultät für Mathematik und Informatik führten didaktische Überlegungen, Berücksichtigung der zur Planung verbleibenden Zeit sowie organisatorische Rahmenbedingungen zur Entscheidung, unter Open-Book-Bedingungen Aufgaben handschriftlich unter einfacher Videoaufsicht bearbeiten zu lassen. Innovationen bedürfen der Evaluation zur Reflexion deren Auswirkungen und Eignung, um Fortschritt sicherzustellen.

Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?

Ziel des Entwurfes eines E-Prüfungskonzeptes war, den pandemiebedingten Rahmenbedingungen zu entsprechen, aber gleichzeitig didaktisch den potentiellen Prüfungsteilnehmerinnen und -teilnehmern keinen Nachteil erwachsen zu lassen, was ihre Möglichkeit betrifft, ihren Lernerfolg durch einen Prüfungserfolg bescheinigen zu lassen. Absicht war zudem, dieses E-Prüfungsmodell sogar zu einer Erleichterung des Prüfgeschehens für die Studentinnen und Studenten zu machen oder wenigstens die Grundlagen zu legen, es nach Evaluation dazu zu entwickeln.

Es sollte die Ausgestaltung und Implementierung einer neuen Form der Prüfung dokumentiert und evaluiert werden. Besondere Beachtung sollten didaktische Aspekte finden, etwa inwieweit die Grenzen der Rahmenbedingungen hochschuldidaktische Ansprüche der geprüften Lehrveranstaltungen erfüllen ließen und wo didaktische Erwägungen die Ausgestaltung beeinflusst haben, um Lernerfolg manifest werden zu ermöglichen.

Zudem würde eine Umfrage unter teilnehmenden Studentinnen und Studenten konzeptioniert und durchgeführt, um zu versuchen, durch Abfrage von Stimmungen und Befürchtungen, die nach Eigenauskunft vorab bestanden haben und denen in Nachbetrachtung, Zusammenhänge zwischen den möglicherweise feststellbaren Veränderungen der Parameter – die den Lernerfolg, oft vermeidbar, zu beeinträchtigen imstande sind – und dem Wandel von Methoden im Lehr-/Prüfumfeld zu vermuten. Diese Meinungsbild sollte zur Evaluation der neu eingesetzten Prüfungsform am Maßstab der vorab aufgestellten didaktischen Kriterien ausgewertet werden.

Welche Herausforderungen sind Dir während der Planung sowie Durchführung begegnet und wie hat sich die Teilnahme an den Workshops des Zertifikatprogramms auf das Projekt ausgewirkt?

Im Rahmen des Zertifikatprogramms „HD-NRW“ konnte man zahlreiche Prüfungsformen kennenlernen, die weit von den traditionellen Methoden der Lernerfolgskontrolle in der Mathematik abweichen. Wenngleich viele davon sich eher zur Prüfung von Lehrzielen anderer Stufen des Bloomschen Modells einer Lernzieltaxonomie zu eignen scheinen, wäre es eine interessante Herausforderung gewesen, „größere Sprünge“ bei der E-Prüfungskonzeptionierung zu wagen und eine dieser sich innovativer darstellenden Formen auszugestalten. Allein fehlte dazu die nötige Vorlaufzeit in der akuten Pandemiesituation – und vielleicht die formale Innovationsfreude einer altehrwürdigen Kunst wie der Mathematik.

Wie war die Reaktion der Studierenden?

Die vorher bei einem Großteil der Befragten, die alle tatsächlich an der Prüfung teilgenommen haben, anhand der Antworten feststellbaren allgemeinen Befürchtungen haben sich überwiegend nicht bestätigt, wie sich aus den a-posteriori Bewertungen ablesen ließ. Die Studentinnen und Studenten wurden mehrheitlich offenbar durch den Aufgabentypus nicht negativ überrascht, scheinen diesen nicht als lernzielfremd wahrgenommen zu haben beziehungsweise als nicht passend zu dem, was sie als Lernziel aufgefasst haben. Geäußerte Ängste oder ablehnende Einstellung zu den Umständen der neuen E-Prüfung, insbesondere der Aufsicht, stellten sich den Antworten zufolge fast gänzlich als unbegründet heraus, was darauf schließen lässt, dass das neue Prüfungskonzept keine unnötigen didaktischen Erfolgshemmnisse umständehalber eingeführt hat.

Was planst Du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?

Auch zum Sommersemester 2021 wird an der Fakultät für Mathematik und Informatik die Klausurkampagne einzig als E-Klausuren durchgeführt werden. Das nun vorhandene Konzept soll in diesem zweiten Durchlauf zu optimieren versucht werden; womöglich bietet sich die Möglichkeit, mit mehr Vorlaufzeit andere, noch innovativere Prüfungselemente einzubauen und auszutesten.



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