Individuelle, praxisnahe und vernetzte Lernangebote – Rückblick auf #kelt2019 und #ZuDini2019

Es war eine Premiere in diesem Jahr – eine aus meiner Sicht gelungene noch dazu: Erstmals haben die Koblenzer eLearning-Tage und die DINI-Zukunftswerkstatt zum Thema „Agile Lehr- und Lernformate“ gemeinsam stattgefunden. Die Herausforderung der Veranstaltung: Sie richtete sich gleichermaßen an Lehrende, die an der Umsetzung konkreter, agiler Lehr-Lernformate interessiert sind, und Mitarbeiter*innen von Service-Einrichtungen wie der e-KOO, die die Umsetzung solcher Szenarien unterstützen.

„Wenn Sie mich fragen, lassen Sie alles weg. Machen Sie nur die regelmäßigen Retrospektiven.“

Das waren zwei der Sätze, die mir aus der Einstiegskeynote „Agile Methoden – Nur für Google, SAP und Co? Scrum, Kanban, Design Thinking und andere Methoden für Hochschulen und Öffentliche Verwaltung“ von Prof. Dr. Ayelt Komus besonders hängen geblieben sind. In seinem Vortrag holte er alle Tagungsteilnehmer*innen erstmal in die Welt der Agilität ab und schaffte eine gemeinsame Basis. Dabei ging er auf die weltweiten Veränderungen in Richtung zunehmender Komplexität ein, erläuterte Begriffe wie VUCA und Stacey-Matrix, gab einen Überblick über das Scrum-Framework und schaffte damit eine gemeinsame Basis. Er thematisierte dabei auch die Bedeutung von Führung (vs. Management), betonte damit die hinter dem Agilen Manifest liegende Haltung, die letztlich auch in dem oben eingefügten Zitat zum Ausdruck kommt. Natürlich sind agile Umgebungen nicht per se erfolgsversprechender als andere Vorgehensmodelle. Ihr Potential liegt allerdings darin, dass agile Methoden auf sehr einfache Art und Weise dabei helfen können, dem Kunden gegenüber zu zeigen, wo man z.B. innerhalb eines Projekts steht.

Prof. Dr. Ayelt Komus erläutert die Stacey-Matrix und damit die Unterscheidung zwischen komplizierten und komplexen Welten (Foto: FernUniversität)

Und was hat das nun mit Pädagogik zu tun?

Prof. Dr. Peter Rödler hatte in der zweiten Keynote „Agilität – ein notwendiges aber anspruchsvolles Konzept“ die Aufgabe, den Bezug zur Pädagogik herzustellen. Er argumentiert in seinem kritischen und gleichzeitig auch witzigen Vortrag, dass die Welt heute komplex ist, Pädagog*innen es aber immer schon mit komplexen Welten zu tun hatten. Das liege im Umgang mit Menschen begründet. Auch er geht auf die hohe Bedeutung von Zielen und Werten ein, die sich bei Menschen aber immer wieder ändern. „Der Mensch ist eigensinnig.“ Die Herausforderung besteht darin, damit umgehen zu lernen. Die somit auch zugrundeliegende Vielfalt betrachtet Rödler gleichermaßen als Schicksal und Chance für den Menschen. Seine Empfehlung für den sinnstiftenden Umgang damit entspricht einem Appell an die Eigenverantwortung.

Es wird konkret: Vorstellung des LearningApp Marketplace

Nach der Mittagspause folgten Beispiele aus der Praxis. Ich habe mich für die Vorstellung des LearningApp Marketplaces entschieden. Ein spannendes Projekt, in dem kleine Funktionen, wie Chats, Quizzes, Abstimmungen angeboten werden. Hierüber lassen sich eigene Apps zusammenstellen. Gemeint sind damit eigene Abstimmungen, Quizzes etc., die auf einen konkreten Einsatzzweck abgestimmt sind. Durch einem embedded-Code lassen sich die Apps in verschiedenen Umgebungen, z.B. unterschiedlichen Lernmanagementsystemen gleichzeitig integrieren. Änderungen im Original wirken sich dabei auf alle verwiesenen Stellen aus. Der Vorteil der Tools: Ein zentraler Ort für die (niederschwellige) Pflege, entwickelt von Hochschulen für Hochschulen, Änderungen im Livemodus möglich. Einige dieser Aspekte werden auch von dem bei uns eingesetzten H5P-Plug-in erfüllt – wir werden uns die Apps daher noch mal genauer anschauen und prüfen, inwiefern sie für uns eine Ergänzung im Portfolio darstellen.

Anschließend folgten noch sechs parallele Workshops. In meinem ging es um Lernraumgestaltung und die Kombination von Raum, (Medien-)Technik und Pädagogik. Es gibt bereits sehr spannende Ansätze, wie wir Lernräume attraktiv und auf die heutigen Anforderungen hin gestalten können. Für die Hochschulen ist da allerdings noch viel Luft nach oben.

Nach den vielen agilen Themen, die tendenziell aber eher im Tagungsformat dargeboten wurden, schloss der erste Tag mit einer Retrospektive. Warum bereits am ersten Tag? Na klar, damit wir das Feedback direkt aufgreifen können und zum Beispiel das Zeitmanagement am zweiten Tag optimieren oder den vermissten Tee anbieten konnten.

Crossmediales Projekt, Startup-Simulation und das UnSeminar – Beispiele agiler Lehre

Tag 2: Prof. Dr. Michael Marmann schlug nun die Brücke zur Hochschuldidaktik. In seiner Keynote „Agilität, Digital Literacy und 4C’s – Bausteine innovativer Lernsettings für das 21. Jahrhundert?“ griff er nochmal einige Basics vom Vortag auf, bevor er anschließend anhand drei konkreter Beispiele aus seiner Lehre die Umsetzung von Agilität innerhalb der Hochschullehre darstellte. Eines davon möchte ich gern etwas näher erläutern: das crossmediale Projekt. Das Vorhaben richtet sich an Studierende dreier Medienstudiengänge der Hochschule Düsseldorf, die interdisziplinär einen Tag für Schüler*innen vorbereiten und umsetzen sollen. Sie erhalten dazu zu Beginn des Semesters ein Briefing, welches die grundlegende Zielsetzung enthält. Anschließend entscheiden sie sich für ein Motto und eine Vorgehensweise. Zur Organisation und Kommunikation werden agile Tools wie ein Kanban-Board und ein Teamchat eingesetzt. Durch hohe Eigenverantwortung sind die Studierenden sehr motiviert, lernen innerhalb der 12 Wochen extrem viel und das auch noch mit Spaß, so das Resumee von Marmann. Letztlich, so eine kritische Anmerkung, handelt es sich hierbei aber um ein klassisches, projektorientiertes Lehr-Lernsetting, welches zeitgemäß mit entsprechenden Methoden und Tools umgesetzt wird.

Prof. Dr. Michael Marmann stellt als konkretes Beispiel die Umsetzung eines crossmedialen Projekts vor (Foto: FernUniversität)

Im Anschluss folgte die Podiumsdiskussion, an der ich aktiv teilnehmen durfte. Ich habe dabei die Perspektive der zentralen Serviceeinrichtung eingenommen, die einerseits ihre Kund*innen dabei begleitet und berät, Herausforderungen der modernen Arbeitswelt in der Hochschuldidaktik aufzugreifen. Andererseits sehe ich dabei aber auch den Aspekt, dass auch wir in den zentralen Einrichtungen uns entsprechend weiterentwickeln müssen und wir uns Gedanken über Werte, Haltung und Führung machen müssen, um unser Portfolio an die Bedarfe unseres hochschulinteren „Marktes“ anzupassen.

Von den Anforderungen an zentrale Einrichtungen hin zur Strategie-Entwicklung für die digitale Transformation

Mit einem World Café schloss eine insgesamt sehr anregende Tagung. An insgesamt fünf, bzw. spontan sechs, Thementischen wurde zu unterschiedlichen Aspekten intensiv diskutiert. Dabei ging es noch mal um die Vertiefung dessen, wie zentrale Einrichtungen auf die sich immer schneller verändernden Anforderungen adäquat reagieren und wie sie sich hierfür bestmöglich rüsten können. Und am nächsten Tisch wurde mittels Design Thinking erarbeitet, wie die Lehre von Morgen aussieht – aussehen sollte – aussehen könnte. Das Ergebnis lautet, wie der Titel des Artikels es schon ankündigt: individuell, praxisnah und vernetzt.

Strategie-Entwicklung für die Digitale Transformation der Hochschullehre – Zwischenergebnis nach der 2. Runde (Foto: FernUniversität)

Insgesamt blicke ich auf zwei wirklich spannende, anregende Tage zurück.
Dennoch: Es gibt noch einiges zu tun. Packen wir es an.


Kommentar Icon Wer sich gern im Nachgang mit der ein oder anderen Keynote noch mal ausführlicher befassen möchte, dem empfehlen wir die Videoaufzeichnungen auf der Tagungsseite.



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