HFDcon 2019 – Ein Rückblick auf das 3. Netzwerktreffen

HFDcon - Podiumsdiskussion
Foto: FernUniversität

von Nicole Engelhardt und Kirsten Konert

Die Konferenz des Hochschulforums Digitalisierung hat in diesem Jahr nicht nur die klassische Möglichkeit geboten, sich mit Gleichgesinnten aus dem Hochschul- oder Fachkontext auszutauschen, Erfahrungen zu diskutieren und gemeinsam Ideen (weiter) zu entwickeln, sondern auch ein spannendes und hochaktuelles Thema – in beeindruckender Atmosphäre – gewählt: Safety first? Datensicherheit und innovative Lehre zusammendenken.
Bereits der Einführungsvortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim Metzner (Vorsitzender des Netzwerks und Präsident a. D. der Technischen Hochschule Köln) zog mit der Aussage, dass 78 % der Studierenden der Datensicherheit ihrer Hochschule nicht trauen, die Aufmerksamkeit auf sich. Die Angst vor Datenverlusten und Hackerangriffen sei allgegenwärtig. Nach einer Begrüßungsansprache aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (von Ulrich Schüller, Abteilungsleiter Hochschul- und Wissenschaftssystem) startete der Tag mit der spannenden Keynote von Alexa Boeckel, Markus Lamprecht und Zaim Sari – den #DigitalChangeMakern der (studentischen) Zukunfts-AG. Nach einem arbeits- und erfolgreichen Jahr übergeben sie den Staffelstab nun an die nächste Generation und haben die HFDcon genutzt, um die Ergebnisse ihrer Studierendenumfrage „The Digital Turn aus Studierendenperspektive“ zu präsentieren. In 17 Thesen möchten die #DigitalChangeMaker unter anderem mit Fehlannahmen über Digitalisierung aufräumen: Es werde nicht alles höher, schneller, besser, weiter; das Studium werde nicht einfacher oder nicht billiger, wenn es das Label der Digitalisierung trage.Dabei spielen nicht nur die Kopplung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit (und z. B. die Teilnahme an der Fridays for Future Bewegung) ein Rolle, sondern auch das Hinterfragen der eingesetzten Tools (bitte „one size fits all“, d. h. nur eine Plattform für das komplette Studium), der Drang nach digitaler Prüfungsverwaltung, mehr Videoaufzeichnungen oder der Einsatz von Learning Analytics (selbstbestimmtes Studium vs. pure Datensammlung).

Die Bereitschaft von Studierenden, die Digitalisierung aktiv mitzugestalten, ist größer als erwartet. 15 % (von ca. 8.000 Antworten) möchten digitale Lernformate mitentwickeln, 14 % an Digitalisierungsstrategien mitarbeiten. Es folgt ein klarer Aufruf an die Lehrenden und Hochschulen, dies auch zuzulassen: „Stay fresh!“

Es folgte die Wahl zwischen einem Gang durch den Community Gallery Walk und den 13 parallelen Workshop-Sessions. Wir haben uns für zwei Workshops entschieden:

„Didaktische Vielfalt für innovative eLearning-Angebote – Die angewandte mediendidaktische Beratungsmatrix für Lehrende aller Fachbereiche der Hochschule Koblenz.“

Nico Raichle von der Hochschule Koblenz bietet gemeinsam mit dem Team von „eLSU – mediendidaktik, Koordination & Evaluation“ eine ganzheitliche Beratung zu E-Learning-Settings. In seinem Workshop hat er die Entstehung der Beratungsmatrix für Lehrende vorgestellt und diskutiert. Erkenntnisse, möglichst viel Technik und Basisinformationen bereitzustellen, um mehr Zeit für die mediendidaktische Gestaltung zu lassen, ebneten dabei den Weg. Die Heterogenität der Fachbereiche führte schließlich dazu, das gesamte Beratungsangebot zu individualisieren und anstelle von einem zentralen Fortbildungsprogramm komplett auf quick response und ad hoc Workshops umzusteigen.

Die Erfahrungen und Recherchen (u. a. basierend auf Peter Baumgartners Forschung) führten zu einer vierzigseitigen mediendidaktischen Beratungsmatrix, die sich schnell als zu komplex, zu unhandlich und zu unübersichtlich entpuppte. Inzwischen dient diese dem eLSU-Team als Basis für die Arbeit. Entstanden ist letztlich eine interaktive mediendidaktische Planungsmatrix, die Sie sich hier anschauen können: https://media-didactic.step4.now.sh/.

Insgesamt verfolgt das Team eine sehr umfangreichen und ganzheitlichen Beratungsansatz, der mit Hilfe der Matrix dazu führen soll, Dozierende zukünftig schneller zu versorgen, aber auch schneller wieder aus der Beratung zu entlassen – insbesondere, was die technische Umsetzung angeht – um mehr Raum für didaktische Beratung zu schaffen.

Building Digital Ecosystems‘: Hochschullehre zwischen digital gestützten Prozessen, Studierendendatenportabilität und – sicherheit.

Im zweiten von uns besuchtem Workshop ging es um Portallösungen und die damit einhergehenden Herausforderungen. Der Titel klang erstmal spannend, da das Thema Portal momentan an vielen Stellen präsent ist: So hat das HFD vergangenes Jahr eine Machbarkeitsstudie für eine (inter-)nationale Plattform für Hochschullehre in Auftrag gegeben, im Land NRW beschäftigen wir uns derzeit mit dem Vorprojekt des Online-Landesportals Heureka und auch an der FernUni sind wir im Rahmen des Projekts Lehrbetriebs dabei, eine Portallösung zu implementieren. Im Workshop gaben Alexander Knoth und Saskia Weißenbach, beide vom DAAD, einen kurzen Überblick über die technischen Möglichkeiten, bevor das Plenum sich in Kleingruppen aufteilte und einzelne Aspekte diskutierte.

Das Fazit: Technisch ist alles machbar. Letztlich stecken die Herausforderungen eher in den organisatorischen Fragen: Woher kommen die benötigten Daten? In welcher Form sollen Daten miteinander kombiniert werden? Wie lassen sich Datenschutz und -sicherheit so umsetzen, dass sie nicht als einschränkend wahrgenommen werden?

„Datensicherheit – (k)eine Frage der Lehre?“

HFDcon - Podiumsdiskussion - Fragen
Bild: FernUniversität

Über die Podiumsdiskussion wurde der Fokus noch mal zurück auf das Leitthema gelenkt bzw. versucht, dem roten Faden zu folgen. Fünf Diskutant*innen wurden zu Ihren Meinungen rund um Datenschutz, Datensicherheit, Datennutzung befragt. Die Begrifflichkeiten gingen dabei durcheinander. Mal ging es um das Vertrauen, das Google laut Erhebung der DigitalChangeMaker von den Studierenden genießt und deren hohen Datensicherheitsstandards. Kein Wunder, hätten Firmen wie Google eine entsprechend hohe Wo*Menpower dahinter, von denen Hochschulen nur träumen könnten. Und gleichzeitig blieb unberücksichtigt, dass Datensicherheit ungleich Datenschutz ist. Dabei liegt die Betonung in Hochschulen meist auf letzterem und der weise heute immer noch eklatante Mängel auf, wie im Internet veröffentlichte Notenlisten oder die Nichtverwendung des Bcc-Feldes bei Massenmails belegen. Es scheint, hier ist noch einiges zu tun. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Datensicherheit (und auch Datenschutz) ist definitiv eine Frage der Lehre. Der Bedarf an Auseinandersetzung mit diesem Thema geht aber weit darüber hinaus.

Übrigens wurde nicht nur bei Twitter unter #HFDcon dank des Livestreams mitdiskutiert. Auch die Teilnehmenden vor Ort konnten per Online-Tool Fragen stellen und diese bewerten (Screenshot links).

Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Makerspaces

Eintönigkeit bzgl. des Formats kann sich die diesjährige HFDcon nicht vorwerfen lassen. Nach Keynotes, Workshops, Gallery Walks und einer Podiumsdiskussion gab es abschließend eine BarCamp-Session. Wir entschieden uns für die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie Makerspaces als Ort des Lernens.

Synchronizing Systems: Synergien von Digitalisierung und nachhaltiger Entwicklung

HFDcon - SeriousPlay
Foto: FernUniversität

Dr. Claudia T. Schmitt von der Universität Hamburg stellte kurz das HOCH-N Netzwerk (hochn.uni-Hamburg.de) vor und entfachte somit sofort eine Diskussion zur Definition von Nachhaltigkeit. Mit einer Serious-Play-Session, in der die Schnittstellen zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung dargestellt werden sollten, wurde das Thema etwas greifbarer gestaltet. Ob Ressourcennutzung, Flexibiltät, Agilität, die Überwindung von Grenzen, die Frage nach Gerechtigkeit, die Visualisierung unterschiedlicher ökonomischer, sozialer und technischer Facetten oder die Lang(Kurz)lebigkeit von Hardware; das Thema wurde divers und kontrovers betrachtet.

Makerspaces als Ort des Lernens

Prof. Tobias Seidl und Viktoria Heinzl von der Hochschule der Medien in Stuttgart stellten in ihrer Session die Ergebnisse einer Studie über Makerspaces an deutschen Hochschulen vor. Während manche Makerspaces sich dadurch auszeichnen, dass sie aus der öffentlichen Bereitstellung eines 3D-Druckers bestehen und die Bezeichnung damit nur bedingt verdienen, handelt es sich im eigentlichen Sinne um Orte, in denen mittels vielfältiger digitaler Technologien einzelne Produkte angefertigt werden können: Digitale Werkbank 4.0 lautete unser zusammenfassendes Verständnis auf eine Nachfrage bei Twitter. Und was ist dort nun möglich? Vieles! Aber wie so oft: Es braucht zuerst ein didaktisches Konzept. Wir fassen daher zusammen: „Viel Hype, vielfältige Konzepte mit Potential für Selbstwirksamkeitserfahrungen und Abbau von gedanklichen Silos mit Fokus auf Communitybuilding“.

Spread the Word: Erkenntnisse und Aufgaben für die Zukunft

Zum Tagesabschluss wurde das große Publikum der HFDcon genutzt, um eine Zustimmung zur Abschlusserklärung “Datensichere Online-Tools flächendeckend einführen!“ zu erhalten. Martin Rademacher, Projektleiter des „Hochschulforums Digitalisierung“ bei der HRK, stellte das Anliegen kurz vor und nutzte – wie so häufig an diesem Tag – das Tool sli.do, um eine Zustimmung/Ablehnung zur Abschlusserklärung einzuholen.



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